In Dreywassern
Von meiner Familie mit allem ausgestattet,
was man zum Leben braucht, befand ich, daß es eine
gute Idee sein würde, wieder nach Dreywassern zu reisen,
um sich dort erneut ein wenig umzusehen. Dank meiner
Erfahrung wußte ich, daß ich mich nicht vom Trubel
der Stadt blenden lassen durfte, doch trotzdem war
ich offen für Neues. Mein Domizil schlug ich auf im
Gasthaus Kerjas Stolz, einer kleinen aber feinen Herberge.
Als Ausgleich für ein teures Zimmer, das ich mir nehmen
mußte, weil im Schlafsaal kein Platz mehr war, machte
ich die Bekanntschaft mit Gweldim, einem herumziehenden
Abenteurer, mit dem ich mein Zimmer teilen mußte.
Auch er war Elf und wir entdeckten im Laufe der nächsten
Tage einige Gemeinsamkeiten, die uns dazu veranlaßten,
nach und nach immer mehr Zeit miteinander zu verbringen.
Er erzählte viel von Recht und Gerechtigkeit und überraschte
mich ständig aufs Neue mit interessanten und überzeugenden
Ansichten.
Eines Abends besuchten wir eine
Schänke im Stadtteil Elfenhain. Eine andere Atmosphäre
herrschte dort, so ganz unter Elfen. Es war ein wenig
ruhiger, das Stimmengewirr schien melodi-scher und
eine gewisse innere Zufriedenheit der Besucher war
zu spüren. Eine junge Elfin, die sich dem Publikum
als Belia vorstellte, hob alsbald an und gab ein fröhliches
Lied auf ihrer Flöte zum besten. Nachdem sie ihr Spiel
beendet hatte, nahm ich mir ein Herz und sprach sie
an. Ich lud sie ein und bat sie, sich an unseren Tisch
zu setzen. Begeistert stellte sie fest, daß wir keine
alteingesessenen Bewohner von Elfenhain waren, sondern
Fremde, die zu allem Überfluß auch schon viel in der
Welt herumgekommen waren. Gebannt lauschte sie mal
Gweldims, mal meinen Geschichten und wir mußten versprechen,
am nächsten Abend wieder hierher zu kommen. Nachdem
wir einen weiteren lustigen Abend miteinander verbracht
hatten, wich sie in den nächsten Tagen nicht mehr
von unserer Seite, worüber wir uns jedoch nicht im
geringsten beklagten.
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