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Daam

Jüngst führt mich mein Forscher- und Entdeckerdrang hinaus über die östliche Grenze des Jetlands, in jenes offene Land, das die Wilderlande genannt wird. Dort sieht man mehrere Tage weit und kaum ein Berg oder Baum unterbricht den Blick. Von meinen Erlebnissen dort uns insbesondere von meinen Begegnungen mit den Daam, dem Reitervolk, das jenes Steppenland bewohnt, möchte ich hier berichten:

Etliche Tage reiste ich durch die Wilder Lande bin ich den ersten Mensch traf. Nur Gräser und einzelnes Strauchwerk bedeckt den Boden und nichts anderes erblickt man, so weit das Auge reicht. Nach den langen Tagen der Einsamkeit glaubte ich schon fast einer Täuschung meiner Augen zu erliegen. Auf einer kleinen Anhöhe gewahrte ich einen einzelnen Reiter, der mich aus der Entfernung beobachtete. In der einen Hand einen Speer, hielt er locker die Zügel seines Pferdes. Wären seine Gewänder nicht in den unterschiedlichsten Farben gewesen, hätte ich ihn in dieser eintönigen Landschaft sicherlich übersehen.

Die Erfahrung meiner Reisen hat mich gelehrt, in solchen Momenten abzuwarten. Doch als die Augenblicke vergingen, ohne dass etwas geschah und der Reiter sich in keiner Weise feindlich zeigte, beschloss ich, mich ihm zu nähern. Er muss wohl Ähnliches über mich gedacht haben, wartete er doch ab, bis ich auf wenige Schritte an ihn herangekommen war.

Als ich den Mann so recht aus der Nähe betrachtete, bemerkte ich den Schmuck, der ihn über und über zierte und seiner Kleidung in Farbigkeit in Nichts nachstand, sowie eine feiner Zeichnung, die in dünner Linie unter dem linken Auge verlief.

Höflich redete ich ihn an, wünschte einen guten Tag und berichtete ihm, dass meine Vorräte zur Neige gingen und ich nach einer Stadt oder einem Markt suche, um neue zu erwerben. Ob er mich verstand, weiß ich nicht. Der Mann blickte mich nur unverwandt an. Ich seufzte und zog meine Geldkatze hervor, aus welcher ich ihm einige Münzen bot. Dies schien der Mann endlich zu begreifen, wendete er doch sein Pferd und bedeutete mir mit seltsam abgehackten Lauten, ihm zu folgen.

Doch der Ritt führte zu keiner Herberge, keinem Markt und erst recht keiner Stadt. Vor einer Gruppe von fünf oder sechs Zelten saßen und standen Menschen in Gewändern, denen meines Führers nicht ganz unähnlich. Und auch sie trugen dieselbe Zeichnung unter dem Auge. Worin sie sich jedoch völlig unterschieden war ihr Gebaren mir gegenüber. Zwar zeigten auch sie keine offene Feinseligkeit – glücklicherweise führte auch nicht einer von ihnen ein Schwert oder war gerüstet – doch begegneten sie mir mit Misstrauen und großer Zurückhaltung.

Mein Führer verschwand in einem Zelt und kehrte wenige Augenblicke darauf mit einem anderen Mann zurück. Er stand den Familien in den Zelten vor, wie ich später erfuhr. Lautstark berieten sie und zogen dann noch einen dritten Mann hinzu. Er übertraf alle anderen in der Farbigkeit seiner Kleidung und dem Schmuck, den er trug. Was mich jedoch entsetzte waren die Knochen und der Schädel, die er aus einem Beutel in seiner ledernen Tasche hervorholte. Offensichtlich waren sie menschlich. Auch das Oberhaupt der Gruppe hielt plötzlich einen Schädel in seinen Händen und der Schamane begann ein Ritual.

Es dauerte bis in die Nacht hinein und an seine Einzelheiten kann ich mich kaum noch erinnern. Später erklärte man mir, dass es sein Zweck sei, die Ahnen der Familie zu befragen. Die lebenden und Toten Anführer der Familie hielten Rat darüber, ob ich – der Fremde – in ihren Zelten willkommen sei.

Ich war es wohl, denn die Daam hießen mich eintreten und boten mir zu essen. Das Essen ist es, bei welchem dieses Volk, die geringste Kultur zeigt. Man setzte mir nicht nur bei dieser Gelegenheit einen Eintopf vor. Doch war er bei Leibe nicht so fein und wohl abgeschmeckt, wie man ihn in einer jetländlischen Taverne zu servieren pflegt. Es bestand aus einer fettigen Brühe, die sonst nur wenig Geschmack besaß und zähem Fleisch vom Hammel.

Ich verbrachte einige Tage in dieser Gemeinschaft, bevor ich weiter zog, um mehr über die Daam zu erfahren. Doch wohin ich meinen Schritt in den Wilder Landen auch lenkte, überall zeigte sich Ähnliches: Wenige Familien lebten in Gemeinschaft in Zelten zusammen. Nie sah ich eine feste Stadt oder eine dauerhafte Befestigung. Selten war eine Verteidigung errichtet, um die paar Ziegen – oft die einzige Habe von Wert – vor wilden Tieren zu schützen. Mit ihrem Vieh zogen die Daam durch das weite Steppenland und ließen es dort weiden, wo es ihnen günstig erschien. So war das Leben der Daam von einer alltäglichen Schlichtheit, doch wurde stets wohlgemut und mit einer gewissen Freude verrichtet.

In der Gemeinschaft der Familie trat ein Mann stets hervor: Der Schamane, eine Art Druide, rief für alle wichtigen Entscheidungen die Vorfahren der Familie an. Seien es Geburten von Kindern, große Feste, die Verbindung von Mann und Frau oder auch die Entscheidung, den einen oder anderen Weg in einem fremden Gebiet zu wählen – stets wurden Rat und Beistand der Ahnen erfleht. Aber auch in der Alltäglichkeit des Handwerks war dies von hervorragender Bedeutung. Allerdings gewährte man mir nie einen tieferen Einblick in diesen Ritus, so dass ich wenig Weiteres darüber berichten kann.

Etwa ein halbes Jahr verlebte ich in den Wilder Landen und in verschiedenen Gemeinschaften der Daam. Dann begann der Herbst. Dieser pflegt in diesem Landstrich kurz zu sein und der Winter kalt, hart und lang. So beschloss ich die Heimreise nach Dreywassern anzutreten und die Bequemlichkeiten meines Heimes den Zelten der Daam vorzuziehen.

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