Der Feenkreis
Spätestens zu diesem Zeitpunkt fühlte
sich keiner mehr zu anstrengenden Taten in der Lage,
da durchweg jeder von uns inzwischen über mehr oder
weniger starke Beschwerden klagte. Gweldim und ich
hielten es deshalb zuerst für eine Halluzination,
als Belia etwas von Gesang und Musik murmelte, die
ihre feinen Ohren vernommen zu haben glaubten. Doch
schon nach wenigen Schritten tiefer in den Wald hörten
auch wir eine leise Melodie. Die anderen folgten uns
in Richtung der Musik, die immer deutlicher zu hören
war und aus glockenhellen Tönen bestand, zu denen
sich ein vielstimmiger hoher Gesang gesellte. Schließlich
kamen wir an den Rand einer Lichtung, auf der sich
uns ein wunderschönes Schauspiel bot. Bestimmt an
die 30 Feen wogen sich zu ihrer Musik im Kreis und
vollführten lieblich anzuschauende Tänze. Hatte auch
der ein oder andere schon einmal Kontakt zu Feen gehabt,
so erfreute dieses Bild doch alle von uns, da keiner
je ein solch großes Zusammentreffen zu Gesicht bekommen
hatte. Während wir gebannt dem Treiben zusahen, entschloß
sich Cho-Ram in einem Anfall von Gedankenlosigkeit,
an den Tänzen teilzunehmen und polterte auf die Lichtung.
Die kleinen Wesen wichen erschrocken zurück, doch
als Cho-Ram hinter ihnen herrief, er wolle ihnen kein
Leid zufügen, hielten sie in ihrer Flucht inne. Als
sie wieder in unsere Richtung kamen, erschraken sie
jedoch ein weiteres Mal. Zuerst dachten wir, daß unsere
Anzahl sie beunruhigt haben könnte, doch sie wisperten
bloß "Unglück bringt ihr, großes Unglück" und wollten
keinen Schritt näher kommen. Sie baten uns zu erzählen,
was uns in den letzten Tagen widerfahren sei und nachdem
wir den Feen von unserem überaus großen Pech innerhalb
der letzten 24 Stunden und von unseren Erlebnissen
am vergangenen Tag erzählt hatten, forderten sie uns
auf, ihnen die Statue zu zeigen, die wir aus der Höhle
mitgenommen hatten. Kaum hatten wir sie vor uns auf
den Boden gestellt, erhob sich ein großes Gekreische
und die Feen plapperten Worte in einer Sprache, die
keiner von uns verstand. Nachdem sie sich ein wenig
beruhigt hatten, erklärten sie uns aufgeregt, daß
der Statuette eine große Kraft innewohnte, eine böse
Kraft, deren negative Energie sich auf alle Lebewesen
in ihrer Umgebung auswirken würde. Um dieses verfluchte
Artefakt und die in ihm wohnende Macht zu vernichten,
bedürfe es allerdings mehr als einiger gewöhnlicher
Zauber und Rituale. Da selbst die Feen dazu nicht
in der Lage waren, baten sie uns, den großen Magus
zu suchen, da dieser ihrer Ansicht nach der einzige
sein sollte, der die Macht hätte, die böse Kraft in
der Statue zu bannen. Die Feen wollten in der Zwischenzeit
einen magischen Schutzkreis um die Statue errichten,
um sich und die Umgebung vor den bösartigen Kräften
zu schützen. Eindringlich beschworen die Feen uns,
uns schnell auf den Weg zu machen, da sie den Schutzzauber
nicht lange würden aufrecht erhalten können.
- Llano Vangirion
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